Drei Fragen zu “Kaltenbruch”

Frau Küpper, Ihr Roman liefert ein Panorama der Nachkriegsgesellschaft in der deutschen Provinz. Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Buch?

MK: Nicht ich habe das Thema gesucht, sondern das Thema hat mich gefunden. Zufällige Begegnungen mit Zeitzeugen haben mich sehr berührt. Aus Interesse und Neugier ist eine Idee gereift, die sich zu einer Geschichte entwickelte. Es ist spannend zu schauen, wie eine kriegstraumatisierte, am Boden liegende Gesellschaft es schaffte, sich wieder aufzurichten und neu zu formen, und welchen Preis sie dafür zahlte.

Mich interessierte insbesondere das Schicksal der jungen Menschen, die ja in den Krieg hineingeboren worden waren oder ihn als Kinder durchlebt hatten. Die Frage lautete, wie sie später mit dem Erlebten zurechtkamen.

Die Provinz habe ich deshalb gewählt, weil ganz Deutschland damals in gewissem Sinne Provinz war.

 

Wie kamen Sie darauf eine Spannungshandlung und das historische Setting zu verknüpfen?

MK: Der Spannungsaspekt gehört für mich beim Schreiben immer dazu. Trotz des Hintergrundes ist es mein Anliegen zu unterhalten. Die Spannungselemente sind für mich der rote Faden, der die einzelnen Handlungsstränge verbindet, oder sagen wir besser: Sie sind der rote Gummizug, der sie zusammenhält und für Straffheit sorgt.

 

Warum sind die 1950er Jahre für uns heute so wichtig. Was verbindet uns damit?

MK: Es waren unsere eigenen Eltern und Großeltern, die von diesen Jahren geprägt wurden, was sich wiederum entscheidend auf ihr Verhältnis zu ihren eigenen Nachkommen auswirkte, also auf uns. Insofern wirkt diese Zeit bis in Generationen nach, die sie gar nicht selbst erlebt hat.

Es war eine sehr fragile Zeit, die Welt puzzelte sich gerade erst wieder zusammen. Auch aktuell erleben wir eine gewisse Fragilität, wir sehen, dass es keine Selbstverständlichkeiten gibt.

Ein weiterer Aspekt ist, dass wir heute mit einem offeneren, sozusagen neutraleren Blick zurückschauen können. Wir können das Leid, das die Bevölkerung durchlebte, anerkennen. Wir dürfen uns heute fragen, wie es für viele Millionen Menschen gewesen sein muss, ihre Heimat für immer zu verlieren, ohne uns deshalb gleich in ideologische Grabenkämpfe zu verstricken.

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